Windows

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Der Alltag ist oft voll von großteils unbewusstem Reagieren auf Ereignisse und Herausforderungen. Ähnlich wie wir kaum bewusst Auto fahren, erledigen wir die vielen kleinen und großen Aufgaben eher automatisch, gewinnen manchmal dabei etwas oder verlieren. Wir wären ganz vom geschäftigen Tun absorbiert, wären da nicht diese Fenster …

Die Fenster öffnen sich von selbst und geben Einblick in die Weite der Stille. Durch sie blicken wir aus der Begrenztheit einer bestimmten Person, hinein in das Sein. Wir erahnen die Intelligenz, die alles miteinander verbindet. Was, wenn jedes Detail des Erlebens Teil einer Intelligenz ist, die genau das überall hinliefert, was gebraucht wird. Auch wenn der Kopf voll Tränen ist und die Schritte schwer, was, wenn gar nichts falsch läuft?

Wenn nichts verkehrt ist, ist man jederzeit, egal in welchen Zustand, Teil des großen Spiels und seinem verborgenen Wirken. Man kann sich weit rauslehnen aus dem Fenster, reinlehnen in jede Art des Erlebens, mit der Sehnsucht, die sich ganz hineinrollt, wie eine Schmetterlingszunge …

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Everyday life is often full of mostly unconscious reactions to events and challenges. Similar to how we hardly drive consciously, we do many small and large tasks automatically, sometimes gain something, sometimes lose. We would be absorbed by the busy action, if not for these windows …

The windows open by themselves and give an insight into the vastness of silence. Through them we look out of the limitedness of a certain person into pure being. We sense the intelligence that unites everything. What if every detail of our experience is part of an intelligence that delivers exactly what is needed everywhere. Even if the head is full of tears and the steps are heavy, what if nothing is wrong with that?

If nothing is wrong, you are always, no matter in which condition, part of the big game and its hidden aktivities. You can lean far out of the window, lean deep into any kind of experience, with the yearning that rolls in there like a butterfly tongue …

Das Ende der Nacht / End of night

20180613_153322Fotos: Georg Bernhard Rusch

Das, wonach man wirklich sucht, lässt sich nicht halten. Es ist jenseits der Sinne, absolut frei. Am äußersten Rand der erschöpften Person, da wo ihre ausgestreckten Finger in das Ende der Nacht hinein reichen, regiert das Überpersönliche, in all seiner frischen Pracht …

Im Feld der Wunder stirbt die Person. In dem Moment, im dem das Leben der psychologischen Person beginnt, verbirgt sich das Mysterium. Deshalb auch das Gefühl der Abgetrenntheit, des verlorenen Paradieses …

Doch den Fingern, die ins Ende der Nacht reichen, kommen bereits Hände aus dem Morgen entgegen. Die unmittelbare, quellende Stille tastet schon im Inneren herum und holt den Anker ein …

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What one is really looking for can not be sustained. It is beyond the senses, absolutely free. At the extreme edge of the exhausted person, where their outstretched fingers reach into the end of the night, the super-personal reigns, in all its fresh splendor …

In the field of miracles, the person dies. The moment the life of the psychological person begins, the mystery hides. That’s why we experience the feeling of separateness, the lost paradise …

But the fingers, which reach into the end of night, are already meeting hands  coming from the morning. The immediate, swelling silence already gropes around inside and fetches the anchor …

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Everything is about something else …

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Zwischen den Schritten, zwischen den Denkprozessen, zwischen dem Ein – und Ausatmen, zwischen den Ereignissen, passiert etwas, von selbst. Wir bemerken es nicht, weil es eben zwischen dem geschieht, das wir erfahren. Wäre unser Leben ein Film, den wir anhalten könnten – bevor er wieder weiterläuft – würden wir in diesen Schnittstellen den Kurs der Veränderung sehen können …

Wir brauchen Erfahrungsräume, Möglichkeiten sich existenziell auszuprobieren, ohne Leistungsanspruch, doch mit maximalem Einsatz …

Die kaum wahrnehmbare Abendbrise, die dich völlig innehalten lässt, als würde man sich auflösen, als hätte man keinen Widerstand mehr, beladen mit Schätzen, gewaltig überrascht von der Stille …

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Between the steps, between the processes of thought, between inhaling and exhaling, between events, something happens by itself. We do not notice it, because it happens between what we experience. If our lives were a movie that we could stop – before continuing again – we would be able to see the course of change in these interfaces …

We need experiential spaces, possibilities to prove ourselves existentially, without performance orientation, but with maximum commitment …

The barely perceptible evening breeze, which makes you stop completely, as if you dissolve, as if you would have no resistance anymore, laden with treasures, surprised big time by silence …

All my relations …

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Auf alten Felszeichnungen sieht man manchmal rote Linien zwischen Jäger und Gejagten, als wären sie verbunden. Für Naturvölker eine klare Sache: Ohne Sonne kann der Baum nicht überleben, ohne Baum stirbt die Luft. Ein Mensch kann ohne seine Finger überleben, aber nicht ohne die Luft, die ihn umgibt oder ohne Nahrung. Alles hängt voneinander ab …

Im Ego, in der Welt der Gedanken, ist nur dann Verbundenheit, solange sie etwas nützt oder nicht bedroht. Ego kann nicht zwischen Menschen und Dingen unterscheiden, sobald etwas nutzlos geworden ist, wird es ausgetauscht oder weggeworfen, sobald etwas die Stabilität des Egos – das an sich sehr instabil ist – bedroht, wird es zum Feind. In der Welt der Stille regiert ein anderes Prinzip, hier ist alles eins, immer, wie durch dünne, rote Linien verbunden. In einem kreativen Universum löst alles etwas aus, das wiederum in Bezug mit etwas anderem steht …

Erst, wenn man selbst aus dem trennenden Prinzip des Egos den Eingang in das Netz der ursächlichen Verbundenheit findet, beginnt man die Zusammenhänge zu sehen, zwischen Handlungen und Auswirken, zwischen allen Wesenheiten. Die Intelligenz wird klar, die alles durchdringt und jedes hält …

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On old petroglyphs you can sometimes see red lines between hunter and hunted as if they were connected. For native people a clear thing: Without sun a tree can not survive, without tree the air dies. A human can survive without his fingers, but not without the air surrounding him or without nourishment. Everything depends on each other …

In the world of ego, in the thoughts, connectedness exists only as long as it is of use or does not threaten. Ego can not distinguish between humans and things, as soon as something has become useless, it is exchanged or thrown away, as soon as something threatens the ego’s stability – which in itself is very unstable – it becomes an enemy.
In the world of silence, another principle rules, here everything is one, always, as if connected by thin, red lines. In a creative universe, everything triggers something that is in turn related with something else …

Only when one gets out of the dividing principle of ego and finds the entrance into the net of causal connectedness, one begins to see the relations, between actions and effects, between all beings. The intelligence becomes clear that permeates everything and holds each …

Zingg …

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Fotos: Renée Kellner

Zingg, der Faden, der die Stille mit dem Gedankengeschwätz verbunden hat, ist gerissen. Ein trunkener Schmetterling treibt durch den inneren Garten, in dem – immer noch – die Gerüche der Kindheit aus Blütenkelchen strömen …

Die Gedankenblase treibt davon und lässt einen Himmel voller Glück zurück. Und eine wundersame Landschaft, durch die Urahnen auf Kultwägen ziehen und neue Menschen an die Küsten wandern …

Die Gedanken flattern wie ein Vogelschwarm davon und zurück bleibt ein unsichtbarer Dschungel voller Abenteuer und Kunst …

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Zingg, the thread that has connected silence with thought chatter, is broken. A drunken butterfly drifts through the inner garden, where – still – the smells of childhood are flowing from chalices …

The bubble of thoughts is drifting away, leaving behind a sky full of happiness. Including a wondrous landscape through which ancestors move on cult cars and new humans are  wandering to the shores …

The thoughts flutter away like a flock of birds and an invisible jungle full of adventure and art remains …

Wie Ego funktioniert … / How ego works …

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Fotos: Renée Kellner

Wie Ego funktioniert, bemerkt man am besten in Zeiten, wo einem das Leben den Boden unter den Füßen wegzieht. Was wir unbedingt retten wollen, wenn Verluste drohen oder unsere Unzulänglichkeiten aufgedeckt werden, ist das, woran unser Ego am meisten hängt, woran es sich klammert …

In den Gedanken läuft das alte Spiel ab, um das Ego zu schützen, zu verteidigen oder wieder herzustellen und doch ist gerade dann die Chance, wirklich zu sich zu stehen und von der Trennung in die Verbundenheit zu wechseln …

In den Scherben findet sich eine altbekannte Aufrichtung, etwas, das noch viel ältere Wurzeln hat, als das Ego. Die Fähigkeit, aufrecht im Zerbrochenen zu stehen, ohne Hoffnung, das Feuer auszuhalten – in dem die Egofantasien geröstet werden – verbindet uns mit der ursächlichen Menschlichkeit, einer Kraft sondergleichen …

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How ego works is best noticed in times when life pulls the ground from under our feet. What we desperately want to save, when losses threaten or our shortcomings are uncovered, is what our ego depends most on, what it clings to …

In our minds the old game to protect, to defend or to restore the ego sets in dramatically and yet just then is the chance to really stand by oneself and to switch from separation into relatedness …

In the shards we find a well-known sincerity, something that has much older roots than the ego. The ability to stand upright in the broken, with no hope, enduring the fire – in which the ego fantasies are roasted – connects us with our original humanity, a force beyond compare …

Tanz der Herzen / Dance of hearts

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So eine einfache Bewegung eigentlich, den Blick aus dem Treiben der Dinge, hin zur Quelle zu richten. Im Treiben folgt Reaktion auf Aktion und umgekehrt, so als wären wir Spielzeuge, die schon eine eingebaute Reaktion auf Impulse hätten. Meistens wenig bewusst, mit den Mitteln, die wir gelernt haben, seit wir aus dem Paradies fielen …

Aus dem Treiben entstehen Sorgen und Probleme und die Identifikation damit. Da wir jedoch die Bedeutung dessen, was geschieht, für die folgenden Ereignisse nicht kennen darf der Blick ruhig näher in das direkte, unmittelbare, frische Erleben rücken, ins Gewahren …

Aus dem Überlebenskampf in den Tanz der Herzen. Aus der Anhaftung ins Losgelassensein. Aus der Trennung in die Verbundenheit. Aus der persönlichen, psychologischen Verstrickung in die ursächliche Menschlichkeit. Aus dem Schatten des Zweifels in die Unschuld. All das, mit der eigentlich einfachen Änderung der Richtung. Aus dem Treiben der Dinge, hinein ins freundliche Nichts.

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Such a simple movement actually to direct the gaze from the ado of things to the source. In the emboss follows reaction to action and vice versa as if we were toys as if we were toys that already have a built-in reaction to impulses. Mostly unaware, with the resources we’ve learned since we fell out of paradise …

The bustle creates worries and problems and identification with them. However, since we do not know the meaning of what is happening for the following events, the gaze may quietly move closer to the direct, immediate, fresh experience, into awareness.

From struggle for survival into the dance of hearts. From attachment to release. From separation into the relatedness. From personal, psychological entanglement into causal humanity. From shadow of doubt to innocence. All this, with a simple change of direction. From the bustle of things, into friendly nothingness …

Da ist kein Feind / There is no enemy

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Warum lenken wir uns so viel ab? Warum wischt unser Daumen immer über das Smartphone? Warum hetzen wir herum, zwischen Wichtigem und Vergnügungen und wieder Wichtigem?

Es sieht aus wie ein Überlebenskampf, jeder für sich, ist losgelassen im großen Rennen. Geld, Ansehen, Anerkennung, Fortpflanzung, Selbstverwirklichung. Was passiert, wenn wir stehen bleiben, einfach still sind? Wir sind möglicherweise konfrontiert mit Existenzängsten, Angst zu versagen, vielleicht Traurigkeit oder Wut, angesichts dieser eigenartigen Situation …
Es ist, als wäre ein Feind in uns, der zuschlägt, sobald wir aufhören, im Hamsterrad zu laufen. Beim Zulassen dessen, womit wir konfrontiert sind, beim dennoch still sein, und bei genauerem Hinsehen, entdecken wir, da ist kein Feind, wirklich nicht, das ist einfach nicht wahr …

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Why do we distract ourselves so much? Why is our thumb always wiping over the smartphone? Why are we rushing around, between the important and the pleasurable and the important again?

It looks like a struggle for survival, each one on our own is unleashed in the big race. Money, reputation, recognition, reproduction, self-realization. What happens if we stop, just be still? We may be faced with existential fears, fear of failure, perhaps sadness or anger, given this peculiar situation …

It is as if an enemy within us strikes as soon as we stop running in the rat race. Allein, what we are confronted with yet being quiet, and on closer inspection, we discover, there is no enemy, really not, that is just not true …

Virtuell reality

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Fotos: Renée Kellner

Die Leinwand des Bewusstseins bleibt nicht lange leer. Alles Mögliche drängt auf die Spielfläche. Hauptsache irgendetwas spielt sich ab, es soll bloß nicht still sein. Am besten ist etwas Wichtiges, ein problematisches Drama, mit sich selbst in der Hauptrolle. Der Titel des Stücks ist „mein Leben“ …

Am allerbesten ist es, links und rechts an den Geschichten vorbei oder auch gleich mittendurch – denn so besonders echt sind sie nicht – direkt zum lebendigen Knistern der Leinwand zu kommen, als würde man den leeren, virtuellen Raum sehen, bevor das Spiel anfängt …

Der stille, bewusste Raum ist allgegenwärtig und doch jenseits des Inhalts des Schauspiels, er kann nicht erreicht, berührt oder verstanden werden, kann nicht nass oder verletzt werden, er ist weder den Gesetzen von Zeit und Raum unterworfen, noch denen der Dualität und ist dennoch Voraussetzung für all das, was sich in ihm abspielt …

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The screen of consciousness does not stay empty for long. Everything possible is urging towards the stage. The main thing is that anything should happen, best of all something important, a problematic drama, with oneself in the lead role. The title of the piece is „my life“ …

Very best of all is to pass left and right or directly through the stories – they are not so real anyway – to come directly to the vibrant sizzling of the screen, as if you would see the empty virtual space before the game begins …

The quiet, conscious space is omnipresent and yet beyond the content of the drama, it can not be reached, touched or understood, can not get wet or hurt, it is neither subject to the laws of time and space, nor of duality, and yet Prerequisite for everything that happens in it …

Ist es nicht erstaunlich? / Isn’t it amazing?

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Fotos: Renee Kellner

Ist es nicht erstaunlich, sobald der Körper ein paar Schritte gehen möchte, stellt sich schon eine Richtung ein …

Ist es nicht erstaunlich, dass in einer Gesellschaft, die der unbewussten Egotrance folgt, zwar die Wirtschaft wächst, aber Würde verloren geht?

Ist es nicht erstaunlich, sobald das bloße, wache Bemerken dessen, was gerade geschieht, nicht von Gedanken gestört wird, es nicht lange dauert und unglaubliche Schönheit sich zeigt …

In dem Fächern von aufliegenden Taubenflügeln, in den drei winzigen
Tropfen, die sich aus der Wolkenfront lösen und je auf der Sommerhaut zerplatzen …

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Isn’t it amazing, as soon as the body wants to take a few steps, a direction already occurs …

Isn’t it amazing, in a society that follows unconscious egotrance, economy is growing, but dignity is lost?

Isn’t it amazing, as soon as the mere, alert awareness of what is happening right now is not disturbed by thought, it does not take long and incredible beauty shows itself …

In the fan of pigeon wings, in the three tiny drops that break loose from the cloud front and burst on the summer skin …